Mittwoch, 30. Oktober 2013

Tonna: Topfpflanze


Ich sitze in meinem Zimmer und trinke Mineralwasser aus einem Weinglas mit abgebrochenem Boden. Das Zimmer riecht noch nach dem Papagei, obwohl ich das Fenster schon geöffnet habe, bevor ich joggen ging. Ich schliesse die Augen, atme die Luft und erschrecke über den überraschend heftigen Hass gegen den Papagei, den die Spuren seiner Anwesenheit in mir auslösen. Ich kenne ihn nicht einmal richtig. Ich bin ungerecht. Er kann nichts dafür, wer er ist. Ich glaube, wenn ich ehrlich bin, dann hasse ich ihn gar nicht so sehr. Ich bin wütend auf Quentin, weil er mich weinen liess und weil er mich nicht angerufen hat, gestern nicht und auch heute nicht.

Aber Quentin zu hassen funktioniert auch nicht, weil wenn ich Quentin nicht mag, dann mag ich niemanden mehr. Ich würde gerne etwas umarmen, aber ich finde nichts zum Umarmen ausser der blöden Topfpflanze, die meine Mutter mir ins Zimmer gestellt hat, also nehme ich die auf meinen Schoss und halte sie fest, aber viel Liebe gibt sie mir auch nicht zurück.

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