Ich
gehe jetzt an den Fluss, denke ich. Ich will über die letzte Nacht
nachdenken. Es gibt eine Trauerweide am Fluss. Das wissen nur wenige,
weil sie nicht so direkt am Fluss ist, nicht dort unter der Brücke,
wo es immer nach Kotze und Bier riecht. Ein paar hundert Meter
weiter, wo das Flussufer breiter ist und nicht gleich die
Bonzenhäuser dran grenzen. Meine Oma gibt mir eine Schachtel
Heidelbeeren mit. Ich ziehe meine Schuhe an. Eine Jacke brauche ich
nicht, draussen ist es warm.
Unter
der Trauerweide stecke ich mir eine Lucky Strike an. Das Gras kitzelt
im Nacken. Der braune, schmutzige Fluss schleppt den trägen
Vormittag an mir vorbei. Ich denke an das Mädchen von gestern: An
ihre Beine in den kurzen Hosen, an ihr Lächeln, das ein bisschen
arrogant war. Ich kann mich gut an ihre Schlüsselbeine erinnern: Die
Schatten, die sie warfen. Ich weiss nicht mehr, wie ihre Stimme
klang, aber ich kann es mir gut vorstellen.
Seltsamerweise
träume ich von Una, als kurz darauf die Blätterschatten über mir
mit dem Himmel über ihnen verschwimmen und die Geräusche vom Fluss
mit der vorgestellten Stimme des Mädchens auf dem Klavier. Ich weiss
nicht genau, was ich träume, aber es spielt sich auf dem Balkon von
Js Haus ab, dem Schlafzimmer-, nicht dem Wohnzimmerbalkon.
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