Donnerstag, 24. Oktober 2013

Häschen: Neue Mädchen


In diesen Nächten in den Sommerferien hörte ich beim Nachhausefahren The Moody Blues. Wenn ich zu blau war oder es so spät war, dass keine Busse mehr fuhren, spazierte ich zur Wohnung meiner Oma, die in der Stadt wohnte. In keiner dieser Nächte hat sich etwas verändert, und wenn ich auf die Sommerferien zurückblicke, waren sie doch alles in allem ziemlich unnötig. Das Leben zog sich wie die Fäden von eingetrocknetem Weissleim. Die Minuten vor dem Gehen waren immer die Aufregendsten.

Gestern, bei J, waren ein paar neue Mädchen da, alle hübsch und einförmig, die Art Mädchen, neben denen Una aussieht wie eine ägyptische Göttin, neben denen Aila untergeht und Fee gar nicht erst wahrgenommen wird, weil sie Ballerinas und keine DocMartens trägt. Ich mag diese Mädchen eigentlich ganz gern, die sich im Sommer originell fühlen, weil sie an Metalopenairs gehen und ausgefranste Hotpants tragen, die so kurz sind, dass man von unten mit der Hand hineinfassen kann. So denke ich mir das jedenfalls, und ich glaube, die Mädchen wissen das auch, sonst würden sie sie nicht anziehen.

Ich trage die leere Kaffeetasse in die Küche. Dort steht meine Grossmutter und füttert ihre Katze und sie fragt mich, ob ich einen schönen Abend gehabt habe. Ich sage ja.
Für einen Moment war alles ganz einfach, und ich half dem Mädchen beim Ausziehen, öffnete mit der Rechten den Verschluss ihres BHs und hob sie mit der Linken etwas an, damit sie sich aufs Klavier setzte, also auf den Deckel der Tastatur, der unten war, versteht sich. Die Tür war abgeschlossen, und die Höhe des Deckels stimmte auch, ich hatte das bedacht, und wie sie so vor mir sass war sie eigentlich auch ganz hübsch, vor allem ihre Schultern, ich weiss ja nicht wieso, aber ich mag Mädchenschultern sehr.

Vorher habe ich noch mit Aila geredet. Das zeigte irgendwie, dass ich ziemlich verzweifelt war. Eigentlich ist Aila in Ordnung, aber sie ist so ein Mädchen mit bodenlangen Blumenkleidern, die ganz übel aussehen an ihr, und richtig alten Lederjacken, die so alt sind, dass sie eben schon nicht mehr cool aussehen. Zudem betont sie immer, wie viel sie von Kunst versteht, und die Geschichte von Vincent Van Gogh und seinem abgeschnittenen Ohr, und was dieses abgeschnittene Ohr für eine Symbolik beinhaltet, habe ich mir in ihrer Gegenwart schon zweihundertmal anhören müssen. Sie ist individuell, aber auf eine mühsame Art. Zum Glück war ich nicht mit ihr auf der Bezirksschule. Bestimmt sass sie in der ersten Reihe und kaute nie Kaugummi während des Unterrichts. So ist sie.

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