Donnerstag, 10. Oktober 2013

Fee: Morgen Aufwachen


Ich erwache, weil mir kalt ist, und das ist, weil ich ohne Decke da liege, weil er das grüne Leintuch ganz zu sich herübergezogen hat. Er liegt vor mir – ich sehe nur seinen Rücken. Oben beim Nacken hat er viele kleine rote Pickel. Im Zimmer riecht es nach Schweiss.
Das Fenster steht offen, und ich überlege mir, wie es draussen wohl aussieht. Wahrscheinlich ist es schon hell. Ich weiss es nicht, denn die Läden sind geschlossen. Ich kann mich noch an einen Balkon erinnern, weil wir da einen Joint geraucht haben, irgendwann. Aber der muss auf einem anderen Zimmer gewesen sein. Ich kann mich auch noch erinnern, wie wir hier her kamen, wir fuhren etwa eine Stunde mit irgendeinem Bus und es war mir furchtbar peinlich, ein paar Leute aus meiner Klasse zu sehen, wie ich so vor dem Automaten stand und meine Fahrkarte löste und er mir währenddessen über den Rücken strich, immer vom Nacken bis zum Ende der Wirbelsäule, mit zwei Fingern, und wieder hinauf.
'Hey, wo wart ihr denn?', fragten die aus meiner Klasse.
'Auf Js Party.'
'Ah, da wollten wir erst auch hin. Und jetzt geht ihr', sie warfen ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, er schaute angestrengt zu Boden, 'nach Hause?'

'Denk schon', antwortete ich und versuchte, entspannt zu lächeln, doch ich schaute dabei auch auf den Boden, und das wirkte, glaube ich, nicht so entspannt.

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