Sonntag, 10. November 2013

Una: Nach dem Tag


Ein Wort, das ich auch einmal auseinander genommen habe, war Nachtag. Ich weiss gar nicht, woher das Wort kommt, ob es das wirklich gibt oder ob es irgendjemand einmal konstruiert oder erfunden oder übernommen hat. Nach Tag, das heisst nach dem Tag, nach dem, was wir als Tag anschauen, und das ist die Nacht. Die Nacht ist der Hauptteil, und der Tag danach ist der unliebsame Rest, wie der letzte Schluck einer Flasche Bier, der schon schal ist und nach Spucke schmeckt. Der Tag danach macht einen gewiss, dass Bier, wenn es nicht vorher gekühlt und geschlossen gelagert wurde, eigentlich gar nicht gut ist. Der Nach-Tag, der selbst ein Tag sein will, aber keiner ist, da an ihm selbst sich nur noch die Denkprozesse vollziehen, und nichts ist schädlicher für Spass und Exzess als Denkprozesse. Sie zersetzen und zerfetzen alles Ästhetische und Erstrebenswerte: Jeden Flussmoment, jeden Balkonmoment, jeden Hinterzimmermoment.

Gestern gab es viele solche Momente: Adorno und ich im Fluss. Diese neuen Mädchen und Häschen und ich um den Sofatisch herum, Trinkspiele spielen, Quentin tanzt auf dem Tisch, aber keiner schaut zu ihm, und das stört ihn bestimmt. Das Heimgehen barfuss über den warmen Asphalt, allein. Und Häschen heute morgen – eigentlich war es ein netter Kuss. Für die paar Momente. Das Denken konnte schön im Gras versinken, oder im Fluss, oder in beidem.

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