Una: Nach dem Tag
Ein
Wort, das ich auch einmal auseinander genommen habe, war Nachtag. Ich
weiss gar nicht, woher das Wort kommt, ob es das wirklich gibt oder
ob es irgendjemand einmal konstruiert oder erfunden oder übernommen
hat. Nach Tag, das heisst nach dem Tag, nach dem, was wir als Tag
anschauen, und das ist die Nacht. Die Nacht ist der Hauptteil, und
der Tag danach ist der unliebsame Rest, wie der letzte Schluck einer
Flasche Bier, der schon schal ist und nach Spucke schmeckt. Der Tag
danach macht einen gewiss, dass Bier, wenn es nicht vorher gekühlt
und geschlossen gelagert wurde, eigentlich gar nicht gut ist. Der
Nach-Tag, der selbst ein Tag sein will, aber keiner ist, da an ihm
selbst sich nur noch die Denkprozesse vollziehen, und nichts ist
schädlicher für Spass und Exzess als Denkprozesse. Sie zersetzen
und zerfetzen alles Ästhetische und Erstrebenswerte: Jeden
Flussmoment, jeden Balkonmoment, jeden Hinterzimmermoment.
Gestern
gab es viele solche Momente: Adorno und ich im Fluss. Diese neuen
Mädchen und Häschen und ich um den Sofatisch herum, Trinkspiele
spielen, Quentin tanzt auf dem Tisch, aber keiner schaut zu ihm, und
das stört ihn bestimmt. Das Heimgehen barfuss über den warmen
Asphalt, allein. Und Häschen heute morgen – eigentlich war es ein
netter Kuss. Für die paar Momente. Das Denken konnte schön im Gras
versinken, oder im Fluss, oder in beidem.
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