Dienstag, 12. November 2013

Adorno: Halbschlaf


Una und Aila und ich sind gestern in den Fluss gesprungen, als es Nacht war und der Fluss nach ein paar Bier nicht mehr so schlimm und eklig aussah wie tagsüber. Ich weiss noch dass es irgendwie wehtat, wahrscheinlich bin ich schräg gesprungen oder so, und dass Una plötzlich nah war und Aila weg, und das war gut so, denn so konnte ich meine Hand eine Zeit lang auf Unas Hüfte lassen, eine schöne Hüfte. Später sind wir zurückgegangen, mir war etwas übel und es hat geregnet. Una sagte, ich solle besser schlafen gehen und mir was anziehen, sonst würde ich noch krank. Das war das Netteste, was jemand an diesem Abend zu mir gesagt hat.

Alle finden ja Una toll, und Una ist ja auch so eine ganz typische Heuchlerin, aber ich komme nicht umhin zu sagen dass Unas Augenbrauen, die so fein über ihren Wimpern liegen ihre Stimme, was sie sagt, dass ich sie von allen am meisten mag. Una habe ich über ihre Brüder kennen gelernt. Ich war mit ihren Brüdern auf einem Metal-Konzert, ich war damals oft mit ihnen unterwegs, das war gleich nach der Bezirksschule, sie waren nett zu mir. Ihre Brüder haben sie zu diesem Konzert mitgenommen. Una war da sehr betrunken und wir haben ein wenig geredet und noch mehr getrunken und nachher habe ich sie nach Hause gebracht, weil ihre Brüder mich mochten und mir vertrauten und weil sie noch länger bleiben wollten. Ich wollte mit Una schlafen, aber sie sagte, ich solle nach Hause gehen. Am nächsten Tag wusste sie nur noch, dass ich sie begleitet habe, und den Rest nicht mehr. Seither schreibt sie mir und ich gehe mit ihr und den anderen mit. Es ist nie die Gruppe, es sind immer Una und die anderen. Und wenn jemand Neues kommt, ist das wegen Una. Sie sagen dann: Ich gehe heute mit, mit Una und so.

Ich muss wieder eingeschlafen sein, ich weiss nicht wie lange, doch nach einer Weile vibriert mein Handy wieder. Es ist Una. Ich stelle das Bier im Gras ab, es kippt um und läuft Richtung Fluss davon. Der Papagei merkt es nicht, er ist auch eingeschlafen.
Aila hat Geburtstag.Willst du auch bei ihr vorbeischauen, so um acht?, hat sie geschrieben.

Ich lade den Papagei auch ein, ohne nachzudenken. Ich schaue auf meine Uhr. Es ist schon Nachmittag. An keinem Tag vergeht die Zeit so sehr ohne eigenes Zutun wie am Tag nach der Party. Ich gehe nach Hause. Der Papagei bleibt.

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