Ich
wische den Vorplatz und küsse die Katze. Meine Mutter kommt hinaus,
sie trinkt Grüntee am Plastiktischchen und trägt ihre moosgrüne
Jacke. Meine Mutter sagt manchmal: Una, dir wird nie langweilig.
Dabei weiss sie nicht, was ich mache, wenn ich auf meinem Zimmer bin.
Manchmal schreibe ich Wörter hundertmal hintereinander auf eine
Rolle Papier und sehe zu, wie sie sich verändern. Zum Beispiel
Lebenserwartung: Wenn man das Wort auftrennt, heisst es Lebens
Erwartung. Es hat fast wehgetan, als ich an meinem Schreibtisch sass
und das lesen musste, was mir da nur durch das Absetzen des Stiftes
einen halben Zentimeter weiter entgegensah: Des Lebens Erwartung.
Vielleicht heisst das, die Erwartung des Lebens an uns. Oder unsere
Erwartung an das Leben. Ich erwarte manchmal, dass es länger hell
bleiben sollte draussen: Diesen Sommer ist es nie richtig hell
geblieben. Als Kind kamen mir die Sommerabende ewig vor, weil ich da
um zehn schlafen musste und es dann immer noch hell war. Als ich
gestern auf der Party ankam, war es schon dunkel, und als wir in den
Fluss gesprungen sind, auch, und als ich nach Hause ging, da war es
immer noch dunkel, und ich musste daran denken, dass alles noch
anders war, als Adorno mich hier einmal nach Hause gebracht hat, da
waren wir fünfzehn, glaube ich.
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