Abends
sitze ich wieder im Bus, und ich trage frisches Make-Up und frische
Unterwäsche. Ich habe heute die angezogen, die zuunterst in der
Schublade lag, Unterhosen mit Blumenmuster in allen Farben, ziemlich
kindisch, ich weiss nicht, warum ich die noch habe. Zuhause habe ich
nur geschlafen und auf mein Handy gestarrt und auf mein Klavier, das
so stumm ist, weil ich meine Finger nicht bewegen mag. Irgendwann hat
Una mir dann geschrieben: 'Aila hat Geburtstag, kommst du auch?'
Ich
steige aus und trete auf die saubere Quartierstrasse. Hallo meine
Freunde, werde ich sagen, wenn ich bei Aila bin, und mich zu ihnen
setzen, weil sie alle schon da sein werden, weil ich zu spät bin.
Wir werden den Wein trinken, den ich am Kiosk vorher noch gekauft
habe, Rosen sind auf der Etikette, er passt zu Aila, denke ich. So im
Wohnzimmer sitzen und Wein trinken und über alles reden; dafür sind
sie doch da, die Freunde, so habe ich das überall gesehen. Manchmal
habe ich das Gefühl wir haben uns gar nichts zu sagen, und trotzdem
treffen wir uns jeden Tag, sitzen fast jeden Tag im Park oder unter
dem feuchtschimmligen Sonnenschirm bei Una zu Hause und trinken viel
Bier, sodass wir uns irgendwann dann doch etwas zu sagen haben. Und
am Ende, wenn die Busse am Bahnhof gegenüber weniger werden und der
Mitternachtskiosk schliesst und die Fledermäuse unter dem gelborange
gestreiften Kioskvordach hochflattern, sagen wir, es sei ein guter
Abend gewesen, und gehen jeder seinen Weg nach Hause. Begleiten tun
wir nie jemanden, auch wenn der Weg zum Bahnhof nur fünf Minuten
länger wäre, wenn ich einen Teil davon mit Häschen gehen würde,
der immer zu seiner Grossmutter schlafen geht. Aber das hat nie
jemand vorgeschlagen, also hat es auch nie jemand getan.
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