Donnerstag, 14. November 2013

Fee: Muster auf Unterhosen

Abends sitze ich wieder im Bus, und ich trage frisches Make-Up und frische Unterwäsche. Ich habe heute die angezogen, die zuunterst in der Schublade lag, Unterhosen mit Blumenmuster in allen Farben, ziemlich kindisch, ich weiss nicht, warum ich die noch habe. Zuhause habe ich nur geschlafen und auf mein Handy gestarrt und auf mein Klavier, das so stumm ist, weil ich meine Finger nicht bewegen mag. Irgendwann hat Una mir dann geschrieben: 'Aila hat Geburtstag, kommst du auch?'

Ich steige aus und trete auf die saubere Quartierstrasse. Hallo meine Freunde, werde ich sagen, wenn ich bei Aila bin, und mich zu ihnen setzen, weil sie alle schon da sein werden, weil ich zu spät bin. Wir werden den Wein trinken, den ich am Kiosk vorher noch gekauft habe, Rosen sind auf der Etikette, er passt zu Aila, denke ich. So im Wohnzimmer sitzen und Wein trinken und über alles reden; dafür sind sie doch da, die Freunde, so habe ich das überall gesehen. Manchmal habe ich das Gefühl wir haben uns gar nichts zu sagen, und trotzdem treffen wir uns jeden Tag, sitzen fast jeden Tag im Park oder unter dem feuchtschimmligen Sonnenschirm bei Una zu Hause und trinken viel Bier, sodass wir uns irgendwann dann doch etwas zu sagen haben. Und am Ende, wenn die Busse am Bahnhof gegenüber weniger werden und der Mitternachtskiosk schliesst und die Fledermäuse unter dem gelborange gestreiften Kioskvordach hochflattern, sagen wir, es sei ein guter Abend gewesen, und gehen jeder seinen Weg nach Hause. Begleiten tun wir nie jemanden, auch wenn der Weg zum Bahnhof nur fünf Minuten länger wäre, wenn ich einen Teil davon mit Häschen gehen würde, der immer zu seiner Grossmutter schlafen geht. Aber das hat nie jemand vorgeschlagen, also hat es auch nie jemand getan.

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