Mittwoch, 6. November 2013

Aila: Sommerferien


Unas Zeit ist immer. Sie hätte die Schuhe ausgezogen, wäre sie gestern nach Hause gegangen.

Sie hätte den warmen Boden gespürt und nachher den anderen davon erzählt. Ich weiss zwar, dass der Boden warm ist, ich weiss, dass die Nacht schön und die Jugend verheissungsvoll ist, aber ich kann nichts davon spüren. Ich spüre nur, dass die Nächte schwarz sind und einsam und am Tag gibt es manchmal Kuchen, den ich dann auf meine Leinwand male oder an meine Wand pinne. Sonst gibt es hier nicht viel zu sehen.



Schon gar nicht mit achtzehn. Am achtzehnten Geburtstag, allein zuhause. Ich frage mich, was ich sonst hätte tun sollen. Ich stelle mir eine Party vor, Fee und Quentin und Tonna und Adorno und Häschen und der Papagei bei mir zu Hause. Ich hätte manchmal gerne mehr mit ihnen geredet, in den Sommerferien, dachte ich, würden wir uns bestimmt richtig kennen lernen. Aber an den Abenden im Park wusste ich den anderen nichts zu sagen, und am Ende des Abends war es nicht kühler als am Tag, und als die Schule wieder anfing, änderte sich auch nichts, ausser, dass ich meine alte Lederjacke wieder anzog und mich etwas rebellisch fühlte.



Ich denke manchmal, ich müsste aus der Jugend irgendwie schlau werden. Ich müsste irgendwelche Erkenntnisse ziehen aus dem, was geschieht: Aus den Leuten um mich herum, die One Night Stands haben und nachher erzählen, wie hässlich und aufregend es war; aus denen die Sexbeziehungen pflegen und sich dabei dauernd verarschen, oder denen, die echte Beziehungen führen und dabei gar nichts mehr machen. Ich habe all das gesehen, da muss doch jetzt irgendwann die Erkenntnis, der Punkt kommen, an dem ich daraus etwas lerne – Der Moment, in dem ich entscheide, zu heiraten, oder zum Raelismus zu konvertieren oder in ein Kloster zu ziehen oder unter die Warschauer Brücke in Berlin. Aber der Moment kommt nicht und ich stehe immer noch in meinem stickigen Kinderzimmer mit der niedrigen Decke, ich sehe und lausche und warte, bis mir selbst mal etwas passiert.

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