Unas
Zeit ist immer. Sie hätte die Schuhe ausgezogen, wäre sie gestern
nach Hause gegangen.
Sie
hätte den warmen Boden gespürt und nachher den anderen davon
erzählt. Ich weiss zwar, dass der Boden warm ist, ich weiss, dass
die Nacht schön und die Jugend verheissungsvoll ist, aber ich kann
nichts davon spüren. Ich spüre nur, dass die Nächte schwarz sind
und einsam und am Tag gibt es manchmal Kuchen, den ich dann auf meine
Leinwand male oder an meine Wand pinne. Sonst gibt es hier nicht viel
zu sehen.
Schon
gar nicht mit achtzehn. Am achtzehnten Geburtstag, allein zuhause.
Ich frage mich, was ich sonst hätte tun sollen. Ich stelle mir eine
Party vor, Fee und Quentin und Tonna und Adorno und Häschen und der
Papagei bei mir zu Hause. Ich hätte manchmal gerne mehr mit ihnen
geredet, in den Sommerferien, dachte ich, würden wir uns bestimmt
richtig kennen lernen. Aber an den Abenden im Park wusste ich den
anderen nichts zu sagen, und am Ende des Abends war es nicht kühler
als am Tag, und als die Schule wieder anfing, änderte sich auch
nichts, ausser, dass ich meine alte Lederjacke wieder anzog und mich
etwas rebellisch fühlte.
Ich
denke manchmal, ich müsste aus der Jugend irgendwie schlau werden.
Ich müsste irgendwelche Erkenntnisse ziehen aus dem, was geschieht:
Aus den Leuten um mich herum, die One Night Stands haben und nachher
erzählen, wie hässlich und aufregend es war; aus denen die Sexbeziehungen pflegen und sich dabei dauernd verarschen, oder denen,
die echte Beziehungen führen und dabei gar nichts mehr machen. Ich
habe all das gesehen, da muss doch jetzt irgendwann die Erkenntnis,
der Punkt kommen, an dem ich daraus etwas lerne – Der Moment, in
dem ich entscheide, zu heiraten, oder zum Raelismus zu konvertieren
oder in ein Kloster zu ziehen oder unter die Warschauer Brücke in
Berlin. Aber der Moment kommt nicht und ich stehe immer noch in
meinem stickigen Kinderzimmer mit der niedrigen Decke, ich sehe und
lausche und warte, bis mir selbst mal etwas passiert.
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