Sonntag, 3. November 2013

Fee: Alt sein

Er geht mit mir zum Bus. Die kleinen Supermärkte sind jetzt offen. Männer mit Schürzen und dicken Bäuchen stehen davor. Auf den Betonspielplätzen vor den Häusern spielen Kinder. Ihre älteren Geschwister stehen daneben und mustern uns arrogant. Ich komme mir so alt vor. Wahrscheinlich denken sie, wir seien ein Paar. Als ich so zwölf, dreizehn war, sind mir die Achtzehnjährigen erwachsen und anständig vorgekommen, sogar, wenn sie an Familienfesten total betrunken Grossmutters Lieblingsvase vom Tisch gefegt haben, und sowas ist oft passiert. Sie waren erwachsen, egal, was sie taten. Ich stelle mir vor, wir wären ein Paar, ich und der Typ neben mir, ich weiss, wie er heisst, aber sein Name passt nicht zu ihm, als wäre dieser weit weg von ihm, als müsste er anonym bleiben, so wie er auf der Party anonym war und keiner wusste, wer ihn eigentlich eingeladen hatte.

Wenn die Jugend selbst sich gar nicht gut findet“, sage ich, als wir schon fast bei der Bushaltestelle sind, „wieso glauben wir es den Alten dann?“
Wahrscheinlich wollen wir es selbst glauben.“
Und wieso lassen wir uns von ihnen dermassen verarschen?“
Er küsst mich auf den Mund, der Bus kommt, und ich löse eine Fahrkarte, nach Hause.

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